Bewegung und Lernen - wie passt das zusammen?
Ein kurzer Einblick in unser Gehirn und Tipps für lustvolles Lernen
Um zu verstehen, wie Lernen funktioniert, müssen wir eine kurze Reise in unser Gehirn machen.
Unser Gehirn besteht aus zwei Hälften, der linken und der rechten Hemisphäre. Bei der Geburt sind diese beiden Hälften noch kaum miteinander vernetzt. Über unsere Sinne entdecken wir die (Um)Welt und so entsteht zwischen den Hälften eine Vielzahl von Nervenverbindungen. Diese Verbindungen sind Voraussetzungen dafür, dass die wahrgenommenen Reize weitergeleitet und in der richtigen Region des Gehirns verarbeitet und gespeichert werden, um dann jederzeit darauf zu zugreifen. Man spricht hier von Lernen durch Erfahrung. Je mehr Verbindungen entstehen, desto rascher werden Reize weitergeleitet und desto leichter fällt das Lernen und sich Erinnern.
Voraussetzung, dass sich diese Hälften optimal verbinden, ist Bewegung. Und hier geht es um aktive Bewegung, die den ganzen Körper betrifft.
Der Raum, in dem sich Kinder bewegen können, hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr reduziert. Früher war die Straße ein Ort, an dem sozialen Verhalten eingeübt und Bewegungsspiele erfunden wurden und wo (von Erwachsenen) ungestörtes Entdecken möglich war – unabhängig von Jahreszeit und Wetter. Heute findet Bewegung vorwiegend in geschlossenen Räumen statt und zu festgelegten (Spiel-) Zeiten. Und der Reiz der elektronischen Medien (wie z.B. Handy, Computer, Spielkonsolen) ist mittlerweile so groß, dass man hier von einem eindeutigen Bewegungsmangel sprechen kann.
INFO:
Welche Auswirkungen z.B. das exzessive Handyspielen hat (kleiner Bildschirm, geneigte Kopfhaltung), kann noch nicht genau festgestellt werden. Aber dass Lehrer*innen zunehmend über Lern- und Konzentrationsstörungen bei Kindern und Jugendlichen klagen und Ärzt*innen auf vermehrte Sehschwäche und Haltungsschäden aufmerksam machen, könnten bereits Hinweise darauf sein.
Zappelige Kinder geben offensichtliche Signale, dass es Zeit für eine Bewegungspause ist. Leider werden gerade diese Kinder dann oft mit einem Turnverbot bestraft.
Das Bemühen in der Schule, eine tägliche Turnstunde einzuführen, ist da, aber leider scheitert es häufig an der Umsetzung. Ich bedauere dies sehr, da gerade nach Bewegungseinheiten Kinder und Jugendliche durch die vermehrte Durchblutung des Gehirns aufnahmefähiger sind und das Stillsitzen leichter gelingt. Außerdem regt Bewegung uns Gleichgewichtssystem an, das u.a. für die Konzentration und Ausdauer zuständig ist.
Studien bestätigen, dass Kinder bessere Sprachfertigkeiten entwickeln und weniger verunfallen, wenn ihre Bewegungskoordination gut ist. Außerdem reduzieren tägliche Bewegungsangebote aggressive Impulse.
Wie motiviere ich Kinder und besonders Jugendliche zu mehr Bewegung?
Vorbild sein
Eltern sind Vorbilder und wenn Kinder schon von klein auf erleben, dass ihre Eltern Sport betreiben und Freude daran haben, so werden auch sie Lust bekommen und regelmäßig Sport ausüben.
Gemeinsam aktiv sein
Suchen Sie sich Sportarten und Freizeitaktivitäten heraus, die sie gemeinsam unternehmen können wie Radausflüge, Kletterhalle, Geocaching,…
Sportvereine
Es gibt eine Vielzahl an Vereinen, die Jugendsport anbieten. Einfach einen Termin zum Schnuppern vereinbaren und neue Sportarten ausprobieren.
Schulweg
Lassen Sie Ihr Kind zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Bewegung in der Früh macht munter und nach der Schule wird der vermehrte Bewegungsdrang durch das lange Stillsitzen ausgelebt.
Haus- und Gartenarbeit
Auch hier ist ordentlich Bewegung möglich und zugleich eine Unterstützung für alle z.B. Staubsaugen, Fenster putzen, Auto waschen, Rasenmähen, Holz hacken, …
Wie kann Bewegung nun das Lernen unterstützen?
Hier ein paar Ideen, wie das Lernen lustvoll gestaltet werden kann
www.mit-kindern-lernen.ch
Zum Weiterlesen
Buchtipp von Renate Zimmer (2020): Handbuch der Bewegungserziehung, Herder Verlag
Buchtipp von Herausgeber Bertrun Jeitner-Hartmann (2018): Das große Ravensburger Buch der Kinderbeschäftigung: Bewegung, Gestalten, Sprache, Basteln, Musik, Kinderfeste, Natur
Mit Kindern lernen: www.mit-kindern-lernen.ch
MMag. Dr. Sabine Peinsipp-Hölzl
Freiraum für Entwicklung Entfaltung Entspannung
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